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Nah dran - Kolumne zur Hospizarbeit

... und dann komme ich nur noch selten hin

Immer wieder ist es ein Thema, dass Angehörige ihre Lieben in einem entfernten Pflegeheim unterbringen müssen. Und dann nur selten dorthin können. Sie fahren kein Auto mehr, weil sie selber krank sind oder einfach alt. Die Kinder sind berufstätig und haben in der Woche keine Zeit. Die Nachbarn sind genauso alt und immobil. Die Gründe sind vielfältig.


Heute war ich bei einer - selbst mit Rollator mobilen, kranken - Frau in Brüggen, deren Mann in Kaldenkirchen im Sterben liegt... Sie ist auf Fahrdienste angewiesen, wenn sie ihren Mann besuchen will, da sie aufgrund ihrer eigenen Erkrankung keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen kann. Taxifahrten sind finanziell gesehen nicht regelmäßig, sondern nur in Ausnahmefällen drin.

 

Bei den Fahrdiensten, die wir als Haupt- oder Ehrenamtliche übernehmen, ist das Fahren selber "die halbe Miete", denn immer sind das auch Gelegenheiten für Gespräche, die helfen, den Weg zu gehen... Das bedeutet nicht, dass man direkt über schwierige Dinge spricht. Im alltäglichen Sprechen wächst Beziehung.  Manchmal erzählt jemand von seinem Leben ohne Krankheit und Sterben und bekommt daraus seine Kraft: das Rezept für den Reisbrei, der letzte Fahrradausflug mit dem Mann, die Hochzeit vor nunmehr 54 Jahren... Man spürt, dass der andere im Erzählen einen Moment ganz dort ist: Die Stimme wird freudiger, die Augen glänzen, die Hauttönung nimmt zu...


Leider sind die Fahrdienste der Ehren- und Hauptamtlichen eines Hospizdienstes nicht völlig versicherungstechnisch abzusichern. Und trotzdem finden sich Menschen, die fahren oder Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln begleiten. Nicht immer reicht das Geld für Taxifahrten.

Wir suchen da noch nach guten Lösungen. Mir schwebt vor, dass die Gemeinden sich für individuelle Lösungen ähnlich dem Bürgerbus stark machen.
Haben Sie Ideen???
Wir hören sie gerne.